Hinschauen statt Wegschauen
Inhalt

Gut gemeint ist nicht genug!

Verantwortungsbewusste Lehrpersonen reagieren in Situationen wie in dem Fall Claudia. Frau Bachmann und Herr Brand tun das auch. Was aber wenn die Situation sie selber an Grenzen bringt und ihre gut gemeinten Interventionen alles andere als positive Entwicklungen bewirken? Lesen Sie selbst. 

Frau Bachmann, Turnlehrerin, vermutet, dass ihre Schülerin Claudia, Opfer von Übergriffen ist. Sie beobachtet schon seit längerer Zeit, dass Claudia sich in ihrem Verhalten ihr gegenüber und in der Klasse verändert hat. Sie zeigt kaum Regungen, blickt oft ins Leere, weicht Blickkontakten aus, zuckt bei körperlichen Berührungen zusammen. Sie zieht sich mehr und mehr in sich zurück, sucht selber kaum aktiv Kontakt, weder zu Frau Bachmann, noch zu den Mitschülern*innen.

Diese Beobachtungen beschäftigen Frau Bachmann. Sie zieht ihren Kollegen Brand ins Vertrauen, der Klassenlehrer ist. Herr Brand bestätigt ihre Beobachtungen. Gemeinsam suchen sie mit Claudia das Gespräch. Es gelingt ihnen, das Vertrauen von Claudia zu gewinnen. Claudia spricht, obwohl es ihr sichtlich schwer fällt. Es sei für sie beschämend und verletzend. Sie wisse nicht wie weiter. Sie vertraut schliesslich Frau Bachmann und Herr Brand an, dass sie sexuellen Übergriffen von Seiten ihres Onkels ausgesetzt ist.

Herr Brand ist empört und reagiert spontan. Allerdings spürt er, dass er selber auch nicht recht weiss, was in der Situation zu tun ist. In einer Mischung von Empörung und Not drängt er Claudia, ihren Onkel anzuzeigen. Frau Bachmann nimmt wahr, dass es für sie zu schnell geht und dass die Reaktion von Herrn Brand für sie nicht stimmig ist und nicht hilfreich für Claudia. Aber auch sie weiss nicht, wie anders in der Situation reagieren.

Für die Beteiligten geht der Fall so weiter: Claudia zeigt ihren Onkel an. In der folgenden Strafuntersuchung zieht sie die Strafanzeige zurück und beschuldigt stattdessen Herrn Brand, sich ihr sexuell genähert zu haben.

Natürlich sind das Situationen, die Lehrpersonen leicht überfordern können. Frau Bachmann und Herr Brand haben mit Sicherheit mit guter Absicht hingeschaut und gehandelt. Ihre gut gemeinte Intervention war aber nicht nur ineffektiv, sondern kontraproduktiv.

Lehrpersonen brauchen Unterstützung, um bewusst, gezielt und unterstützend in solchen Situationen reagieren und vorgehen zu können. F&F bezweckt, diese Unterstützung zu bieten.

Patronat
Autor/-in
Silvio Sgier
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Das Angebot der Helpline Thurgau richtet sich primär an Kinder, Jugendliche und Familien in problematischen Lebenssituationen, aber auch an deren Eltern und andere Bezugspersonen sowie an Fachleute.

Die erfahrenen Beratungspersonen kennen die Angebote und Zuständigkeiten im Kanton Thurgau und können bei Bedarf den nächsten Schritt vermitteln.

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