Praxisbeispiele
Inhalt

Schlimmer kann es nicht werden

Niels kommt in diesem Gespräch in den Clinch. Wie soll er sich da herauswinden? Seine Eltern bringen es für Herrn Just auf den Punkt, worum es geht. Niels schämt sich. Aber jetzt ist die „Wahrheit“ wenigstens raus.

«Meine Eltern waren genauso aufgeregt wie ich, wenn nicht aufgeregter. Herr Just hatte sie bereits über die ersten zwei Gespräche und die getroffenen Vereinbarungen informiert. Meine Eltern machten mir Vorwürfe – soweit habe es kommen müssen, dass wir vorgeladen werden. Und das alles nur wegen der Spielereien im Internet.

Wir kamen also zu dritt zum vereinbarten Gespräch. Herr Just legte dar, was bisher gelaufen war und wiederum tischte er seine Beobachtungen auf. Und er fragte, wie es mir damit ginge, dass ich die Ziele der Vereinbarungen bisher nicht habe erreichen können. Da brach es aus meinem Vater förmlich heraus: Das sei doch klar, ich hätte nur Zeit für meine Online-Spielereien. Alles andere sei mir unwichtig. Schule, Freunde, Sport, Familie – alles würde ich dieser Online-Spielsucht opfern, er könne es nicht anders nennen.

Meine Mutter pflichtete ihm nickend bei und ergänzte, sie hätten schon alles versucht, mich davon wegzubringen, aber ohne Erfolg.

War das mir peinlich! Ich schaute auf den Tisch und auf meine Hände. Herr Just bat mich, Stellung zu beziehen. Er wollte wissen, wie ich das sehe. Er hätte zwar geahnt, dass etwas nicht stimme, hätte aber keine Ahnung gehabt, was es sein könnte.

Jetzt war ich im Clinch. Ich konnte ja nicht meine Eltern kompromittieren. Ich wollte aber auch nicht einfach eingestehen, dass ich jede freie Minute mit Online-Spielen verbrachte. Irgendwie schämte ich mich. Ich sagte dann, dass das nicht so schlimm sei, dass das für Jugendliche heute normal sei. Aber ich merkte auch, dass das nur die halbe Wahrheit war. Natürlich machte es mir Spass, aber nicht nur. Es gab auch Zeiten, in denen ich mich unglücklich fühlte, war ich längere Zeit offline, fühlte ich mich irgendwie verloren.

Das Gespräch endete wieder mit einer Vereinbarung und konkreten Veränderungszielen: Leistungsverbesserung, Motivation, Reduktion der Online-Zeiten. Unterstützung war nach wie vor da: Gespräche mit dem Klassenlehrer und dem Schulsozialarbeiter, Kontrolle der mir zugestandenen Online-Zeiten durch meine Eltern.

Und ich selber wurde auch gefragt, was ich persönlich tun könne, um die Ziele zu erreichen. Da fiel mir nur ein, mich zu bemühen.» (Weiter)

Patronat
Autor/-in
Silvio Sgier
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Das Angebot der Helpline Thurgau richtet sich primär an Kinder, Jugendliche und Familien in problematischen Lebenssituationen, aber auch an deren Eltern und andere Bezugspersonen sowie an Fachleute.

Die erfahrenen Beratungspersonen kennen die Angebote und Zuständigkeiten im Kanton Thurgau und können bei Bedarf den nächsten Schritt vermitteln.

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